Spermidin - Der moderne Jungbrunnen
Obwohl sich die Namensgebung ursprünglich aus Forschungen rund um die männliche Samenflüssigkeit (P. Schreiner, 1870) ergab, ist Spermidin eine Substanz des Aminosäurestoffwechsels, die in allen lebenden Organismen, also neben Menschen auch in Tieren und Pflanzen zu finden ist. Eng verbunden mit dem Zellwachstum, erscheint es – salopp formuliert – überall da, wo Zellen wachsen und Leben entsteht. Während der Spermidinwert etwa mit dem Alter sinkt, nimmt er bei Schwangeren zu und ist in keimenden Samen bzw. Weizenkeimen besonders hoch konzentriert. Zudem besteht ein direkter Zusammenhang mit dem Stoffwechsel eines Organismus, denn sobald sich dieser beschleunigt, steigt auch die Spermidinmenge an.
Doch wie lässt sich nun die Funktion von Spermidin erklären?
Ohne zu sehr in chemische und biologische Fachtermini abschweifen zu wollen, liegt eine der Hauptfunktionen von Spermidin in der Induktion der Autophagie. Spermidin regt also einen zellulären Reinigungsprozess oder auch das körpereigene Zellrecycling an. Bei diesem Prozess, der übrigens nicht nur durch Spermidin, sondern auch durch mehrstündiges Fasten ausgelöst werden kann, werden fehlerhafte oder unbrauchbare Zellbestandteile abgebaut und verwertet, was positive Effekte auf unterschiedlichsten Ebenen mit sich bringt. Denn dadurch, dass die Effizienz der Autophagie mit fortschreitendem Alter abnimmt, kommt es zu Ablagerungen in den Zellen, die u.a. Auslöser für Diabetes, Demenz, Atherosklerose oder auch Tumore sein können.
So konnte beispielsweise Prof. Dr. Frank Madeo von der Karl-Franzens-Universität Graz gemeinsam mit seinem Team bereits 2009 die altersprotektive und gesundheitsfördernde Wirkung von Spermidin aufzeigen und in weiterer Folge gemeinsam mit dem Direktor der Universitätsklinik für Neurologie der Med-Universität Innsbruck, Stefan Kiechl, einen Zusammenhang zwischen spermidinreicher Ernährung und einer verlängerten und vor allem gesunden Lebensspanne belegen.
In Kooperation mit einem weiteren internationalen Forscherteam, konnte Prof. Dr. Madeo u.a. mit Prof. Dr. Stephan Sigrist von der Freien Universität Berlin zudem nachweisen, dass altersbedingte Demenz durch eine vermehrte Spermidinaufnahme verhindert bzw. verbessert werden kann. Der Grund dafür liegt darin, dass altersbedingte Vergesslichkeit vermutlich auf aggregierte, also verklumpte Proteine zurückzuführen ist, die sich speziell in älteren Gehirnen ausbreiten. Dank des Moleküls Spermidin wird jedoch der bereits beschriebene zelluläre Reinigungsvorgang ausgelöst, in dem diese Proteinaggregate den Verdauungsapparaten der Zellen (Lysosomen) zugeführt und anschließend aufgelöst werden.
Anti-Aging am Teller
Während Spermidin zwar in allen Organismen zu finden ist, bestechen einige Nahrungsmittel mit einer besonders hohen Menge, wie etwa die bereits angeführten Weizenkeime. Darüber hinaus sind jedoch auch getrocknete Sojabohnen, Kürbiskerne, Pilze und (mind. 1 Jahr) gereifter Käse reich an Spermidin und sollten daher fixer Bestandteil einer ausgewogenen und gesunden Ernährung sein. Doch spätestens bei dem altersbedingten Rückgang des körpereigenen Spermidins sowie der schwächer werdenden Autophagie stellt sich die Frage nach der Bioverfügbarkeit, also wieviel von den über die Nahrung zugeführten Stoffen tatsächlich vom Körper aufgenommen werden. An dieser Stelle kann sich der Rückgriff auf hochwertige Nahrungsergänzungsmittel durchaus lohnen, denn schließlich kommt nicht nur wahre Schönheit, sondern offensichtlich auch verlängerte Jugend und würdevolles Altern von innen.
Denn dank seiner wachstumsanregenden Funktion trägt Spermidin nicht nur zu gesundheitlichen, sondern auch optischen Anti-Aging-Aspekten und einem jugendlichen, natürlich strahlenden Äußeren bei. So verbessert es beispielsweise das Aussehen sowie die funktionellen Eigenschaften von Haut, Haaren und Nägeln, indem es die Hautzellen und Hautanhangsgebilde regenerativ stimuliert. Darüber hinaus zeigt Spermidin eine hohe Zellaktivierung bei normalen menschlichen Haut-Fibroblasten, wodurch ein Anti-Aging-Effekt auftritt und der Hautalterung entgegengewirkt werden kann.
Ob also Körper, Geist oder Schönheit – wenn es um die Erhaltung des eigenen Idealzustandes, die Vorbeugung von unliebsamen Alterserscheinungen sowie ein frisches und natürlich schönes Erscheinungsbild geht, überzeugt Spermidin auf sämtlichen Ebenen.
Quellen & weiterführende Informationen:
Ali, Mohamed Atiya; Poortvliet, Eric; Strömberg, Roger; Yngve, Agneta (2011): Polyamines in foods: development of a food database. In: Food & Nutrition Research. Band 55, Nr. 1, S. 5572. doi:10.3402/fnr.v55i0.5572
Varun K Gupta, Lisa Scheunemann, Tobias Eisenberg, Sara Mertel, Anuradha Bhukel, Tom S Koemans, Jamie M Kramer, Karen S Y Liu, Sabrina Schroeder, Hendrik G Stunnenberg, Frank Sinner, Christoph Magnes, Thomas R Pieber, Shubham Dipt, André Fiala, Annette Schenck, Martin Schwaerzel, Frank Madeo & Stephan J Sigrist (2013): Restoring polyamines protects from age-induced memory impairment in an autophagy-dependent manner. In: Nature Neuroscience, Advance Online Publication, 1 September 2013, doi:10.1038/nn.3512
Madeo, Frank; Eisenberg, Tobias (2020): Spermidin als Demenzprotektor. In: Zeitschrift für Komplementärmedizin. Jg. 12, Nr. 5. S. 38-40